„Kreativität“ ist grundsätzlich eine positive menschliche Fähigkeit. Am „Genie“ zeigt sich, wozu der Mensch im Guten fähig ist. Im Mittelalter galt Kreativität nur als Eigenschaft Gottes – die Begeisterung der Humanisten für menschliche Schöpferkraft war daher vielen suspekt. Später wurde der Mensch als kreativ anerkannt, heute ist der Begriff allgegenwärtig. Wer will nicht kreativ sein? Kunst galt immer als kreativ, doch auch Werbung erhebt diesen Anspruch – zu Recht?

Aktuell begeistert die Idee der „Disruption“: Althergebrachtes zerstören, um daraus Neues zu schaffen. Doch Eitelkeit, Gier und gefährliche Folgen sind nicht weit. Kreativität ohne Ethik kann in Wahnsinn umschlagen – wie der Totalitarismus zeigte. Heute versucht der Transhumanismus den Menschen zu „optimieren“, etwa durch Künstliche Intelligenz. Werden Maschinen kreativer sein als wir?

Was ist heute eigentlich noch kreativ – und was nicht? Wir sollten den Begriff kritisch und historisch reflektieren.