Sparkurs in Burghausen
Drei Fragen an Ersten Bürgermeister Florian Schneider zur aktuellen Haushaltslage und zu den Plänen für die Zukunft
Herr Schneider, wie sieht die aktuelle Haushaltslage der Stadt Burghausen aus – und was hat zur angespannten Finanzsituation geführt?
Wir spüren die Wirtschaftskrise ganz konkret – auch bei uns in Burghausen. Die Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen zeigt das deutlich: Während wir 2023 rund 87 Millionen Euro einnehmen konnten, rechnen wir für 2025 nur noch mit 25 Millionen Euro. Im Vergleich zum Zehnjahresdurchschnitt von etwa 65 Millionen Euro ist das ein dramatischer Rückgang.
Mehr als die Hälfte dieser Einnahmen – aktuell 55,2 Prozent – müssen wir über die Kreisumlage an den Landkreis Altötting abführen.
Dank unserer soliden Finanzpolitik in den vergangenen Jahren konnten wir Rücklagen aufbauen. Diese lagen zum 31. Dezember 2024 bei 83,1 Millionen Euro. Allerdings müssen wir 2025 rund 57 Millionen Euro davon entnehmen, um die laufenden Ausgaben zu decken. Das zeigt: Unsere Spielräume werden enger. Die Rücklagen reichen nur noch für dieses und Teile des nächsten Jahres.
Welche Folgen hat das für den laufenden Haushalt 2025?
Wir müssen konsequent Prioritäten setzen, alle Ausgaben hinterfragen und – wo sinnvoll – auch bereit sein, für zukunftsweisende Projekte Schulden aufzunehmen. Wichtig ist: Es wird nicht an der Zukunft gespart. Projekte, die unserer Stadt langfristig nützen und Einnahmen bringen, haben Vorrang. Dazu zählen zum Beispiel:
Fernwärme: Regional, klimaneutral und zukunftsfähig – Fernwärme garantiert Einnahmen durch die Wärmelieferung.
Salzachareal: Die Stadtmitte muss wieder attraktiv werden. Wir schaffen dort Raum für Wohnen, Wirtschaft und Bildung. Die Hochschule sichert Bildung in der Region, Burghausen forscht und bleibt jung.
Hans-Stethaimer-Schule: Bildung hat Vorrang. Die Sanierung der Altstadtgrundschule ist eine Investition in kommende Generationen. Wir wollen beste Bedingungen für das Lernen bieten.
Krankenhausgebäude: Mir als Bürgermeister ist es wichtig, dass dieses Gebäude weiterhin für Medizin und Pflege genutzt wird. Zwar gibt es unser gewohntes Krankenhaus nicht mehr, aber wir können aus dem Gebäude etwas machen – etwa es an Ärzte und Pflegedienstleister vermieten. Dafür müssen wir jedoch wieder Eigentümer des Gebäudes werden, das derzeit dem Landkreis gehört. Ich setze mich dafür ein, das Gebäude zu erwerben – sofern der Kaufpreis stimmt. Auch hier lassen sich dann Mieteinnahmen erzielen.
Hallenbad: Das Bad ist über 50 Jahre alt. Die Sanierung ist aus statischen Gründen unumgänglich. Wir rechnen mit Kosten von deutlich über 20 Millionen Euro. Das Hallenbad ist eine überregionale Einrichtung mit hoher Bedeutung für unsere Stadt. Wir müssen einen Weg finden, dieses Projekt zu finanzieren – auch wenn wir dafür kaum Fördermittel erhalten.
Bezahlbarer Wohnraum: Der Bau von 35 Wohnungen in der Paul-Klee-Straße wird fortgeführt – mit 30 Prozent Förderung und anschließenden Mieteinnahmen.
Die Stadtverwaltung hat bereits eine umfassende Sparliste erstellt – von Ausgabenkürzungen bis zum Verschieben einzelner Projekte. Auch bisher kostenlose Leistungen stehen auf dem Prüfstand. Wichtig ist mir, dass unser lebendiges Gemeinschaftsleben erhalten bleibt. Vereine werden weiter gefördert, und Menschen, die Unterstützung brauchen, werden nicht vergessen. Vieles kann vielleicht ehrenamtlich oder kostengünstiger organisiert werden.
Was möchten Sie den Bürgerinnen und Bürgern mit auf den Weg geben – mit Blick auf Verständnis, Zusammenhalt und Weitsicht?
2025 ist ein herausforderndes Jahr – weltweit und auch bei uns in Burghausen. Trotzdem gilt: Wir haben eine starke Wirtschaftsstruktur, innovative Unternehmen und engagierte Bürgerinnen und Bürger.
Unser Jubiläum „1000 Jahre erste urkundliche Erwähnung Burghausens“ ist ein Symbol dafür, wie wir gemeinsam Großes auf die Beine stellen können. Die Nachbarschaftsfeste am 5. Juli mit 28 angemeldeten Straßen sind gelebte Gemeinschaft. Das Freilichttheater „Helmbrecht 2025“ wird von mehr als 600 Ehrenamtlichen getragen. Das ist unbezahlbar.
Trotz Sparkurs: Wenn Investitionen kommenden Generationen zugutekommen – etwa bei Bildung oder Klimaschutz – ist es gerecht, diese auch mit vertretbaren Schulden zu finanzieren.
Wir dürfen das Positive nicht aus dem Blick verlieren. Es gilt: Zuversicht bewahren, realistisch bleiben und das große Ganze im Blick behalten. Uns geht es trotz aller Herausforderungen noch immer sehr gut – aber wir dürfen nichts für selbstverständlich halten. Wenn nötig, müssen wir bereit sein, weitere Einschnitte mitzutragen.


