FOTO: In Gedenken an 80 Jahre Kriegsende: 1. Bürgermeister Florian Schneider und Stefan Angstl, 3. Bürgermeister und Lehrer am AVG, betrachten Grabsteine auf dem KZ-Friedhof am Pulverturm, während Schülerinnen und Schüler symbolisch nach jüdischer Sitte Steine ablegen. Fotocredit: Stadt Burghausen / Gauer

FOTO: In Gedenken an 80 Jahre Kriegsende: 1. Bürgermeister Florian Schneider und Stefan Angstl, 3. Bürgermeister und Lehrer am AVG, betrachten Grabsteine auf dem KZ-Friedhof am Pulverturm, während Schülerinnen und Schüler symbolisch nach jüdischer Sitte Steine ablegen. Fotocredit: Stadt Burghausen / Gauer


An diesem Ort sind sie ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung: Die mitgebrachten Steine. Schülerinnen und Schüler der Klassen 8b und 8d der Maria-Ward-Realschule Burghausen sowie die Klasse 9a und das Leistungsfach Geschichte der 12. Klasse des Aventinus-Gymnasiums legten sie als Zeichen des Gedenkens am 8. Mai zum 80-jährigen Kriegsende auf den Grabsteinen am KZ-Friedhof am Pulverturm ab.

In einer bewegenden Zeremonie erinnerten die Jugendlichen und ihre Lehrkräfte an die brutale Geschichte der nationalsozialistischen Kriegsführung während des 3. Reichs. Für die Luftwaffe mussten viele Tausende Häftlinge im Konzentrationslager Mühldorf/ Hart unter schlimmsten Bedingungen schuften, viele wurden dabei zu Tode geschunden und ermordet. Über 250 getötete Häftlinge sind 1945 nach Kriegsende auf dem KZ-Friedhof am Pulverturm bestattet worden.

Die Gedenkfeier, die von der Maria-Ward-Realschule seit vielen Jahren jährlich am 8. Mai abgehalten wird, wurde von Organisatorin Steffi Pittner, Lehrkraft an der Maria-Ward-Realschule mit Musik, Fürbitten und dem jüdischen Totengebet würdevoll gestaltet. Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse des Aventinus-Gymnasiums lasen Auszüge von Berichten Überlebender, von der Kapitulation des Deutschen Reichs und über das Schicksal der Zivilbevölkerung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor.

Erster Bürgermeister Florian Schneider sagte in seiner Ansprache an die Schüler, dass Erinnern der Schlüssel zur Zukunft sei. „Nur indem wir nicht vergessen was war, können wir uns wappnen gegen den Einfluss derer, die heute genau das vergessen machen wollen, um wieder Hass und Zwietracht gegen andere zu säen.“ In einer lebendigen Demokratie müssten alle ihren Platz finden, auch die vermeintlich Anderen. Um Frieden und Freiheit zu bewahren, dürfe man das Mitgefühl für andere Menschen nicht verlieren. Stefan Angstl, Lehrer am Aventinus-Gymnasium und Dritter Bürgermeister, hob hervor, dass der 8. Mai tatsächlich ein Tag der Befreiung war und den Weg in die erfolgreiche Nachkriegsgeschichte ebnete. Der Friedhof Am Pulverturm ist Friedhof und Gedenkstätte zugleich. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fanden amerikanische Soldaten im Waldlager bei Mettenheim, einem Außenlager des KZ Dachau, 2.249 KZ-Häftlinge, die durch Misshandlung, Unterernährung, Schwäche und Seuchen ums Leben gekommen waren. Die Verstorbenen wurden in Gedenkfriedhöfen in Altötting, Ampfing, Kraiburg am Inn, Mühldorf am Inn, Burghausen und Neumarkt St. Veit umgebettet. In dem Außenlager hielt das NS-Regime vor allem Juden aus Ungarn, Polen und Litauen gefangen.

In Burghausen wurden am 28. Juli 1945 253 unbekannte Häftlinge beigesetzt. Auf dem Gedenkstein des Friedhofs finden Besucherinnen und Besucher die Inschrift: „Gewidmet den Verstorbenen KZ-Lagerinsassen von der Amerikanischen Militärregierung und der Stadt Burghausen 1945“. Am 29. September 1945 übergab die amerikanische Militärregierung der Stadt Burghausen den Friedhof offiziell. Heute betreut die Stiftung Bayerischer Gedenkstätten den Friedhof.