Zeugen der Vergangenheit: Stadtbaumeister Manfred Winkler (l.) und Erster Bürgermeister Florian Schneider begutachten eine Schultafel mit Beschriftung wohl aus den 1960er Jahren, die vor dem Umbau hinter einer Schrankwand versteckt war. Sie wird nun wieder sichtbar in das neue Klassenzimmer integriert. Fotocredit: Stadt Burghausen/tg

Zeugen der Vergangenheit: Stadtbaumeister Manfred Winkler (l.) und Erster Bürgermeister Florian Schneider begutachten eine Schultafel mit Beschriftung wohl aus den 1960er Jahren, die vor dem Umbau hinter einer Schrankwand versteckt war. Sie wird nun wieder sichtbar in das neue Klassenzimmer integriert. Fotocredit: Stadt Burghausen/tg


Halbzeit bei den Bauarbeiten – Kosten und Zeit im Plan

Burghausen. Es ist eines der umfassendsten städtischen Bauprojekte der vergangenen Jahre – die Kernsanierung der Hans-Stethaimer Grundschule in der Burghauser Altstadt. Seit Juni 2024 laufen die Bauarbeiten in dem Gebäudekomplex neben der St. Jakob Kirche. Zeit für eine Zwischenbilanz: „Die ‚gröberen‘ Arbeiten sind mittlerweile abgeschlossen, wir sind nun mit dem Innenausbau beschäftigt“, erläuterte Burghausens Stadtbaumeister und Projektleiter Manfred Winkler bei einer Begehung der Baustelle zusammen mit Erster Bürgermeister Florian Schneider. Dabei wurde deutlich, wie umfassend die Maßnahmen im und am Gebäude tatsächlich sind. Arbeiten für brandschutztechnische und energetische Sanierung, statische Ertüchtigung, Restaurierung und Modernisierung sowie Revitalisierung stehen auf dem Bauplan, nach deren Abschluss die Grundschule wieder nachhaltig fit für kommende Schülergenerationen sein wird.

Herausforderung: Arbeiten im Bestand

Durch die teils verschachtelten Gänge und Räume im Inneren ziehen sich Kabel an den Wänden entlang, an einigen Stellen sind verschiedene Schichten von Wandaufträgen zu sehen, im Keller befindet sich ein altes Ziegelgewölbe – historischer Altbau eben. Das Schulhaus besteht aus verschiedenen Gebäuden unterschiedlicher Epochen, das Hauptgebäude in der Mitte wurde 1929/30 erbaut, die Fassade zum Stadtplatz hingegen stammt in Teilen noch aus dem 15. Jahrhundert. „Unser Ziel bei der Sanierung war und ist es, behutsam vorzugehen und wo möglich und sinnig alte Substanz zu bewahren. Gleichzeitig wollen wir das Gebäude in einen modernen Standard überführen“, sagt Manfred Winkler. Dabei hat sich die Stadt Unterstützung von verschiedensten Experten-Stellen geholt. Die mächtigen Deckenbalken in der Turnhalle werden mit Drahtbürsten vom Dreck der Jahrzehnte gereinigt – diese Methode stammt beispielsweise aus der Kirchenrestauration. „Das geht schnell ohne Beize oder abschleifen, was wesentlich teurer und aufwendiger wäre“, sagt Winkler, der sich im Zuge dieses Projekts mit einigen solcher Spezialfragen auseinandersetzen musste. Daher weiß er nun auch, dass sich Knochenleim – auch ein Restauratoren-Trick – hervorragend zum Abziehen von alter Farbe an den Wänden eignet – so muss man nicht stundenlang Wände mit dem Spachtel bearbeiten.

Zeugen der Vergangenheit

Bei den Arbeiten kamen auch unerwartete Dinge zum Vorschein: In einigen Klassenzimmern wurden die alten Schultafeln hinter Schrankwänden wieder freigelegt, noch mit Original-Beschriftung wohl aus den 1960er Jahren. „Die Tafeln wollen wir als Zeugnis vergangener Schülergenerationen sichtbar lassen und integrieren sie in die neuen Garderoben“, erläutert Manfred Winkler. Das freut auch das Stadtoberhaupt: „Ich bin selbst auf diese Schule gegangen. Es ist großartig zu sehen, wie das Gebäude fit für die Zukunft gemacht wird und trotzdem seinen Charme und seine Historie erhalten werden kann“, so Erster Bürgermeister Florian Schneider.

Insgesamt wurde das Gebäude im Inneren nahezu in den Rohbau-Zustand versetzt: Alle Leitungen wurden neu verlegt, die Böden erneuert, die Sanitäranlagen und Elektrik neu installiert. Im Erdgeschoss sind teilweise Heizschlangen an der Wand angebracht worden, um Feuchtigkeit und damit Schimmel aus dem Mauerwerk fernzuhalten. Außerdem wird ein Lift, denkmalgerecht in die Dachlandschaft integriert, eingebaut, um die Schule barrierefrei zugänglich zu machen.

Zu den Baukosten bilanziert Manfred Winkler: „Wir sind im Rahmen. Das ist für so ein Projekt, vor allem beim Sanieren im Bestand, nicht selbstverständlich, da können immer vorher unbekannte Arbeiten notwendig werden“. Und auch der Zeitrahmen kann voraussichtlich eingehalten werden: Geplant ist die Wiedereröffnung für Pfingsten 2026, was mit Blick auf den Baubeginn im Sommer 2024 nicht selbstverständlich ist.