Helmbrecht 2025 – Die Aufführungstradition
Die Burghauser Burganlage ist wie geschaffen für Märchen, Sagen und Legenden. Als Theaterkulisse wird sie heute nur selten genutzt – abgesehen vom jährlichen Shakespeare-Gastspiel und der „Zeitreise der Herzogstadt Burghausen“. Große Burghauser Epen? Die gab es lange nicht mehr zwischen Dürnitz, Kemenatenstock und Altan.
Am 4. Juni 1932 fand die erste Freilichtaufführung der Meier-Helmbrecht-Spiele in Burghausen statt. Grundlage war ein mittelhochdeutscher Text, den der bayerische Dramatiker Eugen Ortner 1928 an den Münchner Kammerspielen auf die Bühne brachte – gefeiert als „Wiedergeburt des deutschen Dramas“. In Burghausen verband das Stück über Jahrzehnte hinweg viele Theatergruppen.
Der Burghauser Uli Bayer spielte den jungen Bauernsohn 1985 und 1989. Für ihn ist Helmbrecht ein Lehrstück über den Generationenkonflikt – mit aktuellen Bezügen trotz seiner Entstehung um 1370. In den 1980er Jahren war ein Großteil der Stadtgesellschaft beteiligt: Schauspielerinnen wie Erika Hinterleuthner, Petra Dachs oder Maria Haberl, Musiker wie Franz Stangl und Wolfgang Hingerl, die Musikschule, Gewandmeisterin Antonie Dießner und der Bauhof.
Die Ortner-Fassung wurde bis 1989 gespielt, dann aber kritisch gesehen, weil sie zeittypische nationale Tendenzen enthielt. Bereits in den 1970ern hatte man problematische Begriffe ersetzt.
Neue Inszenierungen gab es 2001 und 2004 unter Martin Lüttge, der die Frage stellte: „Ist der Mensch gut oder schlecht?“ Helmbrecht-Darsteller Björn Puscha verkörperte die Figur mit allen Facetten. Ein wichtiges Requisit blieb die „Krone mit dem Sperber“ – inspiriert von der Artus-Sage als Symbol für Ehrgeiz und Eitelkeit.
Für Burghausen sind die Helmbrecht-Spiele ein Stück gelebte Gemeinschaft – vergleichbar mit anderen historischen Erzählungen wie dem „Kampf um Marienberg“. Der damalige Bürgermeister Fritz Harrer schrieb 1989: „Wenn wir – bei hoffentlich schönem Wetter – auf dieser einmaligen Bühne unsere Zuschauer ansprechen und vielleicht sogar betroffen machen können, dann waren unsere Bemühungen nicht umsonst.“
📜 Ein Stück Literaturgeschichte
Schon 1844 erschien eine wissenschaftliche Abhandlung von Moritz Haupt, 1902 nahm Friedrich Panzer den Text in die Altdeutsche Textbibliothek auf. Bis heute gibt es zahlreiche Bearbeitungen – von Dramen und Opern bis zu Mundartversionen. Die Verbindung zu Burghausen leiten Forschende aus historischen Anspielungen im Ambraser Heldenbuch Kaiser Maximilians I. ab.
📖 Die Quellen
🔹 Abschrift aus Burg Leonberg (Österreich), um 1410
🔹 Abschrift im Ambraser Heldenbuch (1504–1516) des Kopisten Hans Ried
Beide fügen sich in den Kontext der Titurel-Erzählungen ein und vermitteln eine klare Botschaft: Die Abwendung vom Elternhaus endet tragisch.
✨ Helmbrecht ist damit weit mehr als nur ein Theaterstück – es ist ein Bindeglied zwischen Literatur, Geschichte und Stadtgemeinschaft und seit fast 100 Jahren ein Teil von Burghausens kultureller Identität.


