Auf der Büffel-Rinder-Pferde-Weide in Burghausen am Lehner-Hof Josef Weindl (v.l.), Stefan Bergmann vom Pferdehof Bergmann (Pirach), Luise Weindl sowie Matthias Reisaus vom Der Reiserer aus Oberneukirchen. Die Wasserbüffel haben erste Tümpel geschaffen. Dort treffen sich auch die anderen Mitbewohner auf der Weide zum Trinken. Auch Vögel und Insekten werden angezogen. Fotocredit: Stadt Burghausen / Königseder

Auf der Büffel-Rinder-Pferde-Weide in Burghausen am Lehner-Hof Josef Weindl (v.l.), Stefan Bergmann vom Pferdehof Bergmann (Pirach), Luise Weindl sowie Matthias Reisaus vom Der Reiserer aus Oberneukirchen. Die Wasserbüffel haben erste Tümpel geschaffen. Dort treffen sich auch die anderen Mitbewohner auf der Weide zum Trinken. Auch Vögel und Insekten werden angezogen. Fotocredit: Stadt Burghausen / Königseder


Umweltamt startet einmaliges Projekt mit Zukunftscharakter

Auf der sogenannten Lehner-Wiese am südlichen Stadtrand treffen seit diesem Sommer Pferde, Wasserbüffel und Murnau-Werdenfelser Rinder aufeinander. Was auf den ersten Blick wie eine ungewöhnliche Weidegemeinschaft wirkt, ist in Wirklichkeit ein sorgfältig geplantes Beweidungsprojekt, das vom Umweltamt der Stadt Burghausen initiiert wurde. Ziel ist es, die ökologische Vielfalt auf der Fläche zu erhalten und zu fördern – im Einklang mit einer nachhaltigen, regionalen Landwirtschaft.

“Was hier passiert, ist auf allen Ebenen einmalig”, sagt Sarah Freudlsperger, Leiterin des städtischen Umweltamts und Initiatorin des Projekts. “Zum einen menschlich, weil sich so unterschiedliche Akteure zusammengetan haben und sich sehr gut verstehen. Die Zusammenarbeit macht Spaß und ist unkompliziert. Und zum anderen, weil auch die Tiere so wundervoll zusammenwirken, voneinander lernen und neue Lebensräume für Kleinstlebewesen und Insekten schaffen.”

Die Projektfläche umfasst rund zehn Hektar Grünland, die vormals von der Familie Weindl als Milchviehweide genutzt wurden. Mit der Aufgabe der Landwirtschaft stand die Frage im Raum, wie die Flächen in Zukunft bewirtschaftet werden könnten. Die Stadt Burghausen hat darauf eine innovative Antwort gefunden – in enger Zusammenarbeit mit mehreren regionalen Betrieben:

Sepp und Luise Weindl, die ihre Wiesen an die Stadt verpachtet haben.

Matthias Reisaus vom Hof Der Reiserer (Oberneukirchen), der bereits das erfolgreiche Beweidungsprojekt in Raitenhaslach mit Wasserbüffeln und Murnau-Werdenfelser Rindern begleitet.

Stefan Bergmann vom Pferdehof Bergmann (Pirach), ein angehender Pferdewirt, der aktuell drei Jungpferde zur Weidegemeinschaft beigesteuert hat.

Bergmann nutzt zusätzlich einen Teil der Fläche für den Heuanbau. „Regional, nachhaltig, kurze Wege – und ich weiß genau, was auf der Wiese gewachsen ist: komplett naturbelassen“, betont er.

Die Stadt hat mit den beteiligten Landwirten Einzelverträge abgeschlossen, in denen die Nutzung, Mähzeiträume und ökologische Mindeststandards klar geregelt sind. „So stellen wir sicher, dass auch nach der Erntesaison Blühpflanzen stehen bleiben und Insekten Nektarquellen finden. Gleichzeitig bleibt die Fläche offen und naturnah bewirtschaftet – ohne Übernutzung“, erklärt Freudlsperger. Die Besatzdichte ist bewusst niedrig gehalten, um Strukturvielfalt zu erhalten und neue Lebensräume entstehen zu lassen.

 

Lebendige Vielfalt auf allen Ebenen

Für Matthias Reisaus ist das Projekt ein Glücksfall: „Durch das Engagement der Stadt entstehen nicht nur neue Bande zwischen Landwirten, sondern auch zwischen Tierarten – und man gibt der Natur die Chance, sich im Wasserschutzgebiet wieder natürlicher zu entwickeln.“ Die Tiere haben bereits kleine Tümpel geschaffen, die gemeinsam genutzt werden. Auch seltene Gräser sind zurückgekehrt – und der Waldrapp schaut regelmäßig vorbei.

Das Fleisch der Wasserbüffel und Murnau-Werdenfelser Rinder wird direktvermarktet. „Bei aller Schönheit muss ein Projekt auch wirtschaftlich tragfähig sein – hier schafft die Stadt die Voraussetzungen dafür“, sagt Reisaus. Gemeinsam entschied man sich für diesen nachhaltigen Weg.

Und nicht nur Fachleute zeigen sich begeistert: Altbauern freuen sich, dass wieder Tiere am Hof sind, was sich unter anderem an der Rückkehr von Rauchschwalben zeigt. Auch Spaziergänger und Ausflügler genießen den Anblick der ungewöhnlichen Weidegemeinschaft – inklusive der beiden Kälber von Büffel und Rind.

 

Ein Projekt mit Zukunft

Das Beweidungsprojekt auf der Lehner-Wiese ist ein Beispiel für gelungene kommunale Landschaftspflege: regional, ökologisch, kooperativ. Mit Haltung, Weitblick und viel Herzblut auf allen Seiten.