Marina Landauer mit ihrer Nähmaschine. Fotocredit: Sammet

Marina Landauer mit ihrer Nähmaschine. Fotocredit: Sammet


Marina Landauer entwirft die Kostüme für das Burghauser Freilichtspiel Helmbrecht im Jahr 2025

In weniger als zehn Monaten startet auf dem Bergerhof das Freilichttheaterspiel „Helmbrecht“ im Rahmen des Burghauser Jubiläumsjahres 2025. Etwa 800 Mitwirkende aus Burghausen und der Bevölkerung in der Umgebung lassen das Jahrhunderte alte Epos um den Bauernsohn Helmbrecht in einem fulminanten Festspiel wieder aufleben. Während die einen auf der Bühne im Rampenlicht stehen, wirken viele andere im Hintergrund. Ein Gespräch mit Marina Landauer, Leiterin der Kostüm-Abteilung, über das Design von etwa 66 Kostümen.

Ein Nachmittag im späten September. Im Erdgeschoss des Salzburger Hofs in den Burghauser Grüben legt Marina Landauer einen dicken Ordner auf den Tisch, der die Entwürfe für die Kostüme enthält. Die Location in der Altstadt ist der Anlaufpunkt für alle Mitwirkenden am „Helmbrecht 2025“.

Es sind keine zehn Monate mehr, bis die Premiere von Helmbrecht am Bergerhof ansteht. Rattern die Nähmaschinen schon ununterbrochen?

Also, von den mehr als 130 Kleidern Kleidungsstücken, die wir nähen müssen, ist noch keines fertig (lacht). Aber wir haben ein tolles Team von 15 bis 20 Näherinnen – von der Hobbynäherin bis hin zur professionellen Schneiderin bis hin zu Mamas und Omas ist alles dabei. Und seit Ende August, Anfang September rattern auch die Nähmaschinen. Das wird alles klappen.

Auf der Bühne stehen – inklusive Doppelbesetzungen – keine 70 Laienschauspieler. Warum näht ihr so viele Kleidungsstücke?

Das Nähteam fertigt Unter- und Oberkleider für die Frauen und Unter- und Obercotten für die Männer an. Pro Schauspieler entstehen somit zwei Kleidungsstücke. Das hat man zu dieser Zeit so getragen. Wir haben intensiv Recherche betrieben, um herauszufinden, wie die Schnitte damals waren.

Einfach und eher weit geschnitten?

Ja, genau. Daran orientieren wir uns. Allerdings habe ich beim Design der Kleidung ein wenig künstlerische Freiheit. Ein Kunsthistoriker soll aber nicht die Hände über den Kopf zusammenschlagen, wenn er die Kostüme sieht. Moritz (Katzmair, Regisseur des Stücks, Anmerk. d. Red.) hat für die Farben der Kleider ein Konzept entwickelt.

Worin unterscheiden sie sich im Wesentlichen?

Die Herzöge sind natürlich etwas prunkvoller gekleidet als die anderen. Das soll ihren Reichtum widerspiegeln. Die Raubritter um Helmbrecht werden wiederum einen ganz eigenen Charakter haben. Zuviel dürfen wir noch nicht verraten, damit die Spannung für die Zuschauer bleibt.

Muss bei Euch jeder Schauspieler vorbeikommen, damit Ihr ihm ein Kostüm schneidert?

Für die Anproben im Prinzip ja. Aber wir haben Prototypen in unterschiedlichen Größen geschneidert. Dann notieren wir uns, welche Größe benötigt wird und inwieweit noch Änderungen notwendig sind. Zum Beispiel müssen bei dem einen die Ärmel fünf Zentimeter länger sein und bei der anderen das Kleid insgesamt vielleicht etwas kürzer. So kann man relativ einfach und effizient größere Gruppen bewerkstelligen.

Du bist selbstständige Architektin. Woher stammt Deine Liebe fürs Entwerfen von Kleidung?

Ich habe schon als Kind gerne gezeichnet und Kleider für meine Puppen entworfen. Im Teenageralter habe ich für mich selbst Gewand genäht, später für meine Kinder Babykleidung. Inzwischen fehlt mir die Zeit dafür. Meine Mama saß auch oft an der Nähmaschine, daher stammt meine Begeisterung wahrscheinlich.

Wie bist Du zum Helmbrecht-Team gekommen?

Die Cousine von meinem Mann hat vor zwei Jahren beim Freilichtspiel „Wasservogel“ in Wurmannsquick mitgewirkt. Ich fand das damals beeindruckend, wie eine relativ kleine Gemeinde geholfen hat, das Stück auf die Beine zu stellen. Als ich dann das erste Mal von Helmbrecht erfahren hatte, wollte ich ebenfalls Teil eines solchen Projekts werden. Mein Mann hat sich ebenfalls angemeldet – er macht jetzt in der Schaukampf-Gruppe mit.

Ihr investiert viel Zeit in den Helmbrecht…

… das stimmt, aber es macht auch viel Spaß. Man lernt Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Bereichen kennen. Zudem erlernt man auch viel Neues. Zudem hatten wir kürzlich einen Workshop, in dem wir gelernt haben, wie man Kettenhemden aus einfachem Jutegarn herstellt und Rüstungen aus Wollfilz, die auf der Bühne durchaus echt wirken.

Worauf freuen Sie sich, wenn Sie an den Event Helmbrecht denken?

Eigentlich kommt immer wieder etwas, worauf ich mich freue. Angefangen vom ersten fertigen, Kostüm bis hin zur Auswahl und Kreation der Accessoires. Und natürlich freue ich mich darauf, wenn ich meine Kostümentwürfe bei der Premiere auf der Bühne sehe.